Wie schon berichtet, konnten wir wegen der Pandemie unseren Hamlet nicht auf die Bühne bringen. Da wir das Projekt aber nicht einfach begraben wollten, kam der Entschluss auf, einen Film zu drehen. Über die Entwicklung, die kleinen Probleme und Erfahrungen möchten wir Euch hier berichten.

Wir hatten von Beginn an mit den Problemen des Lockdowns zu kämpfen. Kontakte waren nicht erlaubt und mehrere Personen zusammen – das ging schon gar nicht. Wie könnten wir das lösen?  Uns kam zu Hilfe, dass wir das Stück in einer modernen Fassung, in der heutigen Zeit und unter Pandemiebedingungen, spielen wollten. Folglich auch mit der heutigen Technik. So haben wir uns die Szenen angesehen, die man ohne größere Probleme als Telefon- oder Videokonferenz darstellen konnte. Wenn nur zwei Leute auf der Bühne standen und miteinander sprachen, dann konnte man daraus gut ein Telefonat machen. Waren es drei oder vier, dann bot es sich an entweder eine Telefon- oder Videokonferenz daraus machen. So weit so gut, aber es blieb immer noch das Problem der Kontaktbeschränkung. Daher musste jeder seinen eigenen Part an der Szene selbst aufnehmen (als Selfie per Handy oder von jemanden aufnehmen lassen), danach wurden die einzelnen Teile zusammengeschnitten.

Um unseren Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, haben wir uns eine spezielle Software zugelegt, die unserer Schnitte, äh Schnittmeisterin Annika die Arbeit erheblich erleichterte. Je länger der Lockdown dauerte, desto schwieriger wurde die Umsetzung aber für uns, da uns langsam, aber sicher die Zeit davonlief.

Vor allem die Szenen mit unserem Hauptdarsteller, Maksym als Hamlet, mussten wegen seines Auslandsaufenthaltes in Schweden immer weiter nach hinten, bis zu seiner Rückkehr, geschoben werden. Oder kurzfristig angesetzt werden, wenn er mal für ein paar Tage auf Heimaturlaub war. Hinzu kommen noch die Besonderheiten für Theater- Schauspieler. Bei Proben gilt eine Masken- und Abstandspflicht – auch bei vollständiger Impfung. Dies ist nur zu umgehen, wenn alle am Dreh Beteiligten einen Schnelltest machen. So haben wir uns dann im Sommer – trotz Impfung – selbst für die Außenaufnahmen getestet, um ohne Masken filmen zu könne. So auch die Beerdigungsszene in der Trauerhalle auf dem alten Friedhof. Mit einem echten Sarg vom Bestattungshaus Rieger strahlt diese Szene eine außergewöhnliche Wirkung aus. Auch der Dreh im Sitzungssaal des Sandhäuser Rathauses war etwas Besonderes – der danach allerdings immer eine längere Putz- und Desinfektionsarbeit nach sich zog.
Da bei den meisten Szenen immer nur ein paar wenige Schauspieler vor Ort mit dabei, konnte ein echtes WIR-Gefühl wie sonst bei den wöchentlichen Proben nicht aufkommen.

Trotzdem mussten irgendwann auch die Szenen mit vielen Personen gedreht werden. Dabei war die Organisation wegen der Vorschriften besonders schwierig, da alle SchauspielerInnen trotz Impfung negative Tests vorweisen mussten, damit wir ohne Masken und Abstand drehen konnten. Zudem konnte ein Mitglied des Ensembles aus beruflichen Gründen nicht weiter mitspielen. Also musste kurzfristig Ersatz gefunden werden und schon geplante Drehtermine teilweise ausfallen und zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Im Juli fand dann der erste Drehtag im Garten unserer Bühnenfee Heide Schmitt statt. Dort sollte neben verschiedenen kleineren Szenen auch ein königliches Dinner im Garten veranstaltet werden. Heide und unsere zweite Bühnenfee Margit Frei haben ein komplettes Menü gezaubert, denn es sollte ja echt wirken und auch richtig feudal gegessen werden. Ob und wie es geklappt hat, kann man dann im Video sehen.

Auch noch im Juli traf sich fast das gesamte (getestete) Ensemble bei Margit Schleibaum im Garten. Thema hier war u.a. der Auftritt einer Schauspieltruppe im königlichen Garten vor dem königlichen Hofstaat. Mehrere Stunden wurde in Etappen gedreht, abgesehen von einer kleinen technischen Panne bekamen wir alle geplanten Szenen in den Kasten. Diese Panne bedeutete allerdings, dass wir eine Szene im August komplett wiederholen mussten.

Ein weiteres Höhepunkt war für uns die Szene der Totengräber beim Ausheben eines Grabes. Heide und Margit hatten in einem weiteren privaten Garten ein echt stimmiges Friedhofsgefühl gezaubert – mit mehreren Kreuzen, Grabsteinen etc. Die beiden Totengräber spielten entgegen der vorherigen Absprache ihre Szene einfach von vorne bis hinten durch und schon war die Aufnahme fertig.

Neben der Beerdigungsszene in der Trauerhalle am alten Friedhof traf sich die gesamte Trauergemeinde auf dem Friedhof. Stilecht, wie es sich für Königshäuser gehört mit Security. Gedreht wurde sonntags nachmittags. Zufällig vorbeikommende Spaziergänger staunten nicht schlecht, als da zwei Security Damen übereifrigen Reportern lautstark und vehement den Zutritt zum Friedhof verwehrten. Wer an diesem Sonntag nicht zufällig am alten Friedhof war, kann das Ganze im Video sehen.  
Noch eine Panne gefällig? Sehr gern. Es sollte eine Straßenumfrage gedreht werden. Hierzu hatten wir uns den Bereich vor dem Weinkontor Falter ausgesucht. Wir dachten, wir sind clever, drehen abends, wenn er nicht mehr aufhat. Was wir nicht bedacht hatten, war die Tatsache, dass alle paar Minuten ein Bus oder Auto (zum Teil mehrfach) am Drehort vorbeifuhren.
Der Verkehr war insgesamt so stark und laut, dass man auf den Aufnahmen später fast nur die Autos hörte und nichts von den Dialogen. Also musste ein neuer Termin her, um die Szene nochmals zu drehen. Diesmal trafen wir uns an einem Sonntagmorgen hinter dem neuen Waldfriedhof. Selbst da war verhältnismäßig viel Betrieb, neben Friedhofsbesuchern auch einige Spaziergänger und Hundegassigeher. Ob wir die Szene trotzdem erfolgreich drehen konnten, kann man dann im Video sehen.

Zum krönenden Ende sollte die große Abschluss-Szene in einem Weinberg oberhalb von Rohrbach stattfinden – mit tollem Blick auf die Rhein-Ebene. Aufgrund der Termin-Not konnte man allerdings erst einen Termin Mitte Oktober finden. Doch da machte uns die Witterung einen Strich durch die Rechnung. Was bei der Besichtigung im Sommer noch so toll war, war es im Herbst nicht mehr. Es war kühl, neblig, nasskalt, die Aussicht trüb und kaum bis in die Ebene reichend, so dass bei den Probeaufnahmen auch die Technik nicht mehr mitspielen wollte.
So musste kurzfristig umgeschwenkt werden, und erneut hat uns die Gemeinde Sandhausen unbürokratisch unterstützt und uns die Sporthalle der Grundschule zum Drehen zur Verfügung gestellt.
An sich ein krasser Gegensatz, aber letztlich für das, was wir vorhatten super geeignet. Auf das Ergebnis kann man gespannt sein.

Mehr als fünf Stunden Drehzeit wurden es schließlich, mussten doch mehrere Szenen nacheinander abgedreht werden. Der Zeitplan kam etwas durcheinander, weil sich Hamlet und Laertes im Degenkampf so ins Zeug legten, dass die Fechtwaffen der Belastung nicht standhielten.
Mit jeder Szene kamen mehr Schauspieler dazu, bis zum Schluss das gesamte Ensemble versammelt war. Auch hier wieder ein kleines Highlight, denn als „Aushilfsbestatter“ gab sich Daniel Rieger erneut die Ehre und half mit Material und sich selbst in einer kleinen Rolle aus. Vielen Dank dafür!

Das war dann schon ein ganz ungewohntes, aber auch sehr schönes Gefühl, denn in dieser Konstellation hatten wir uns das letzte Mal im Januar 2020 gesehen – also vor einem Jahr und neun Monaten.
Und da wir alle getestet waren – konnten wir uns auch gegenseitig mal wieder in den Arm nehmen und ohne schlechtes Gewissen und Angst herzhaft drücken. Schöööön….
Am Ende gab es dann noch eine letzte Gruppenaufnahme für den Film und ein Gruppenfoto für uns.

Und wie geht es nun weiter, nachdem wir alle Szenen abgedreht und im Kasten haben?
Was passiert damit, wann und wie kann man den Film sehen, bekommen?
Bald mehr dazu ….